Digitale Privatheit

In den letzten zehn Jahren haben sich personenbezogene Daten als Erfolgsfaktor für neue Geschäftsmodelle etabliert, indem sie bestehende Märkte transformieren oder Transaktionskosten senken. Während Nutzer im Internet surfen, online einkaufen, die neuesten Nachrichten einholen und wertvolle Verbindungen herstellen, werden ihre digitalen Spuren akribisch verfolgt, gesammelt und von zahlreichen Akteuren im Web zusammengefasst. Zum Beispiel hat eine umfassende Studie von Roesner et al. (2012) ein reiches Öko-System von über 500 Web-Trackern identifiziert, die Informationen über Benutzer über das Internet überwachen und weitergeben.

Im Kontext von Sozialen Medien hat die Anzahl der Nutzerprofile einen direkten Einfluss auf die Unternehmensbewertung, was darauf hindeutet, dass die Nutzerdaten zunehmend als wichtiger Bestandteil der neuen digitalen Wirtschaft gesehen werden können. Auf Plattformen wie Facebook, Instagram und Twitter tragen Nutzer direkt zum Erfolg der Plattform bei, indem sie ihre Emotionen, Ideen und Interessen öffentlich teilen. Andere wertvolle Informationen sind „Likes“ und „Reshares“. Allein auf Facebook werden z.B. pro Minute 135.000 Fotos hochgeladen (Campbell 2014). Durch diese geteilten Informationen können solche Plattformen ein genaues Profil ihrer Mitglieder erstellen, das als Grundlage für personalisierte Werbeeinblendungen genutzt wird. Wenn man bedenkt, dass weltweit von hohen Bedenken der Nutzer hinsichtlich der Privatsphäre berichtet wird, ist die hohe Informationspreisgabe im Netz paradox. Während Anbieter und Märkte für die von Nutzern gelieferten Informationen klar einen monetären Wert zuweisen können, sind zugrundeliegende Motivationen für das Teilen von Informationen seitens der Nutzer nach wie vor ein ungelöstes Forschungsrätsel. 

Zunehmend deuten die Forschungsergebnisse darauf hin, dass wir umfassendere Theorien und grundsätzlich ein besseres Verständnis brauchen, um die Einstellungen und das Verhalten der Nutzer im Kontext von privatsphärerelevanten Entscheidungen besser erklären zu können. Dies könnte Entscheidungsträger und Plattform-Anbieter bei der Gestaltung neuer „nudging“-Lösungen unterstützen, die den Nutzern helfen sollen, fundiertere Entscheidungen zu treffen, wenn es um ihre Privatsphäre geht. 

Insbesondere arbeiten wir im Rahmen unserer Forschung an den folgenden Fragen: Wie definieren Nutzer die Privatsphäre im Kontext von Sozialen Medien? Welchen Wert messen Nutzer den Informationen, die sie teilen bei? Welche spezifischen Datenschutzrisiken bedenken die Nutzer in ihren Entscheidungen? Welche technischen und regulatorischen Lösungen haben das Potenzial Nutzer zu einer fundierteren Entscheidungsfindung zu bringen („nudging“)?

Vorarbeiten 

Krasnova H., Spiekermann S., Koroleva K., Hildebrand T. (2010) “Online Social Networks: Why We Disclose”, Journal of Information Technology (A), 25(2), Palgrave Macmillan. 

Krasnova H., Hildebrand T., Günther O. (2009) “Investigating the Value of Privacy on Online Social Networks: Conjoint Analysis”, International Conference on Information Systems (ICIS 2009), Phoenix, Arizona, USA. 

Krasnova, H., Eling, N., Abramova, O., Buxmann, P. (2014) „Dangers of ‘Facebook Login’ for Mobile Apps: Is There a Price Tag for Social Information?“, International Conference on Information Systems (ICIS 2014), Auckland, New Zealand. 

Krasnova H., Günther O., Spiekermann S., Koroleva K (2009) “Privacy Concerns and Identity in Online Social Networks”, Identity in the Information Society Journal, 2(1), Publisher: Springer Netherlands. 

Ermakova, T., Krasnova, H., Fabian, B. “Exploring the Impact of Readability of Privacy Policies on Users’ Trust”, European Conference on Information Systems (ECIS 2016), Istanbul, Turkey. 

Wagner, A., Wessels, N., Buxmann, P., Krasnova, H. „Putting a Price Tag on Personal Information – A Literature Review“, accepted to Hawaii International Conference on System Sciences (HICSS-51), January 3-6, 2018, Waikoloa, Hawaii, USA. 

Krasnova H., Veltri NF, Elgarah, W. (2014) “Effectiveness of Justice-Based Measures in Managing Trust and Privacy Concerns on Social Networking Sites: Intercultural Perspective”, Communications of the Association of Information Systems Journal, 35 (4). 

Krasnova, H., Eling, N., Schneider O., Wenninger, H., Widjaja, T., Buxmann, P. (2013) “Does This App Ask For Too Much Data? The Role of Privacy Perceptions in User Behavior Towards Facebook Applications And Permission Dialogs”, 21st European Conference on Information Systems (ECIS 2013), Utrecht, The Netherlands.

Quellen 

Campbell, S. (2014) One minute on Facebook: 80,000 status updates. http://www.telegraph.co.uk/finance/newsbysector/mediatechnologyandtelecoms/digital-media/10987473/Facebook-in-a-minute-80000-status-updates.html 

Roesner, F., Kohno, T., & Wetherall, D. (2012, April). Detecting and defending against third-party tracking on the web. In Proceedings of the 9th USENIX conference on Networked Systems Design and Implementation (pp. 12-12). USENIX Association. 

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